Wenn Kleidungstücke sprechen könnten dann würden sich einige davon wahrscheinlich ständig ganz schön mächtig bei ihren Besitzern beschweren. „Warum hast Du mich nie angezogen? Ich war für Dich doch so bunt, so schön, versprach so gut zu wirken an Dir, wenn ich Dich umhüllend mit Dir ausgehen würde?“ beschwerte sich zum Beispiel ein nie getragenes Sommerkleid, das ich in einem Kleiderschrank einer Kundin entdeckte. Ein Pullover einer anderen Kundin flüsterte mir zu: “ Ich bin nur noch hier, weil mir versprochen wurde, endlich den Fleck aus mir rauszumachen, aber schau, er ist immer noch da, der Fleck und ich verrate Dir etwas,“ flüsterte er noch leiser, „der wird auch nie rausgehen!“ Meine eigenen Jeans haben auch schon mal eine ganze Schimpfterrade auf mich regnen lassen, indem sie mich mit folgenden Worten verärgerten: „Du wirst mich sowieso nie mehr anziehen, ich bin Dir zwei Größen zu klein!“ Und schließlich die bekannteste Schuhaussage aller Zeiten, aus vielen Schränken von Freundinnen und Kundinnen kommend: „Ich weiß, ich mache Dir Blasen und bin viel zu unbequem, aber behalte mich, ich bin zu schön um wahr zu sein, nur dafür habe ich eine Existenzberechtigung, auch wenn Du mich nur im Laden anhattest und danach so gut wie nie wieder, ich bleibe hier!“ Ich bin mir sicher, ihr kenn das auch, am Ende ist es ein ganzer Chor, der spricht und durcheinanderredet und sich beschwert, ein ganzer Kleiderchor, der den Kleiderschrank vollstopft und uns glauben lässt, wir seien im Irrenhaus. Am besten gleich wieder die Tür zu machen, um nicht zu hören und zu sehen was, nicht passt, nicht zueinanderpasst, nicht dem eigentlichen Geschmack entspricht und noch keinen Anlass angezogen zu werden gefunden hat, weil ein paar dazu passende Schuhe fehlen oder der Mut, um hineinzuschlüpfen. Aber für verlorene Gelegenheiten gibt es kein Fundbüro, sie müssen selbst geschaffen werden und wenn es keine gibt hat das auch eine Konsequenz.
„Wie geht das denn?“ fragt ihr mich jetzt und der Kleiderschrank verstummt vor Schreck, was ich mit ihm vorhabe? Nein keine Sorge, heute nicht das große Detox, manchmal ist es vielleicht bloß eine Analyse, die fehlt. Eine solche Kleiderschrankanalyse lässt die Kleidungsstücke nämlich sprechen und sie erzählen uns, warum wir sie gekauft haben. Vielleicht wollten wir einfach mal jemand anderes darin sein, vielleicht hatten wir ein Bewerbungsgespräch und haben es danach nie wieder angezogen, weil der Job bombenfest ist, vielleicht hatte die Lieblingsschauspielerin im Fernsehen auch so einen Rock, wir aber nicht die Figur dazu und vielleicht fehlt einfach ein passendes Oberteil, das den Rock oder die Hose ergänzen kann. Für diese Kleiderschrankanalye komme ich zu Dir nach Hause und wir gehen den Dingen gemeinsam auf den Grund. Hernach wirst Du wissen wie Du einkaufst und warum Du was kaufst und bestimmte Fehlkäufe einfach nicht mehr so leicht machen können. Andere Kleidungsstücke werden, wenn Du sie ergänzt, ihren Partner finden und doch noch ausgeführt werden. Ich berate Dich bei der Zusammenstellung von solchen Outfits aus Deinem Kleiderschrank und wir erstellen zusätzlich nach Deinem Wunsch auch eine Liste von Kleiderstücken, die Du noch brauchst, um andere Deiner bereits vorhandenen Stücke kombinieren zu können und Deiner Kleidung endlich eine Gelegenheit zum Ausführen zu geben. Ich bin sicher, sie erzählen sich dann nur noch untereinander, wie schön es wieder war, von Dir getragen zu werden und was sie so alles mit Dir erlebt haben! Du glaubst nicht, das Kleiderstücke sprechen können? Pssst… probiere doch mal die Kleiderschrankanalyse mit mir aus… wir werden es ja sehen…
Deine Mme de Petit Paris